Fragen zur Bewertung der Polizei
Alter Geschlecht Migrationshintergrund Wohngröße
Bei Verwendung der Begrifflichkeit „Erwartung“ ist zu berücksichtigen, dass diese durchaus unterschiedlich interpretiert werden kann. So können Personen diese basierend ihrer bisherigen Erfahrungen mit der bzw. Berichten über die Polizei beantworten oder aber eine generelle Erwartungshaltung berichten. Daran anschließend kann nicht differenziert werden, ob die Personen die abgefragten Aspekte bezogen auf die Gesamtgesellschaft, oder bezogen auf (potentielle) persönliche Interaktionen mit der Polizei erwarten.
In der Abbildung zeigt sich, dass die Erwartungen an die Polizei generell sehr hoch sind und durchgängig Zustimmungswerte über 90 % erreichen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Polizeibeamtinnen und -beamten bei ihrer Arbeit und in der Interaktion mit Bürgerinnen und Bürgern einer hohen Erwartungshaltung gerecht werden muss.
Bei der Beantwortung der Fragen zur Meinung über die Polizei im Allgemeinen zeigt sich eine deutliche Varianz in den Zustimmungswerten. Während die Befragten den Fragen, die auf den Aspekt der Gerechtigkeit im Rahmen der Polizeiarbeit abzielen vermehrt zustimmen, stimmen den Aussagen, dass die Polizei ausreichend häufig im öffentlichen Raum ist und diese Internet-Straftaten erfolgreich aufklären kann weniger als die Hälfte der Befragten zu.
Im Folgenden sollen fünf Subskalen betrachtet werden. Dabei werden die auch im Rahmen von SKiD verwendeten Subskalen: Prozessuale Fairness (Cronbach’s Alpha: .824) Distributive Fairness (Cronbach’s Alpha: .871) und effiziente Aufgabenerfüllung (Cronbach’s Alpha: .766) werden mit den zum Teil eigens entwickelten Subskalen Aufklärung Verkehr / WED (Cronbach’s Alpha: .829) und Kompetenz Cyber (Cronbach’s Alpha: .880) ergänzt. Die Skalen setzten sich aus den in den Abbildungen X-X dargestellten Einzelitems zusammen.
Insgesamt bildet die Skala Prozessuale Fairness, welche erfasst ob das polizeiliche Handeln als rechtmäßig, angemessen und respektvoll bewertet wird mit 3.07 den höchsten und die Skala Kompetenz Cyber mit 2.7 den niedrigsten Zustimmungswert aus.
Die Befragten hatten die Möglichkeit anzugeben, wie viel Prozent der Bevölkerung bzw. der Polizei diskriminierende Einstellungen haben und wie viel Prozent dieser Gruppen sich diskriminierend äußern und / oder verhalten. Es zeigt sich, dass der Polizei generell weniger diskriminierende Einstellungen und Äußerungen / Verhaltensweisen zugesprochen werden als des Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs. Etwas mehr als 40 % der Bevölkerung und ¼ der Polizeibeamtinnen und –beamten werden diskriminierende Einstellungen zugeschrieben.
Hinweis: Verrohung der Gesellschaft separat abbilden (restliche Fragen beziehen sich auf Polizei). Neun von zehn der Befragten nehmen eine gesellschaftliche Verrohung in den letzten Jahren wahr.
Im Rahmen von KriFoBW wurden auch Fragen zur Polizeiarbeit und Bürgerrechten in einer demokratischen Gesellschaft entwickelt. Dabei wurden Items abgefragt, welche auf Transparenz, Rechenschaftspflicht und Alternativen zur Polizei abzielen und dabei auch gesellschaftliche und politische Diskussionen aufgreifen.
Es zeigt sich, dass über 90 % der Befragten der Aussage, dass eine funktionierende Gesellschaft auch ohne eine Polizei auskommt (eher) nicht zustimmen. Fast genauso viele Personen stimmen der Aussage, dass sich die Bevölkerung bei einem vermutetem polizeilichen Fehlverhalten an unabhängige Institutionen wenden können sollte, (eher) zu. Dies steht im Einklang mit den bereits thematisierten Erwartungen an die Polizei im Hinblick auf Gerechtigkeit und Transparenz. Zudem sind mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass polizeiliches Verhalten mittels privater Handyaufzeichnungen festgehalten werden und nahezu ¾ sind der Ansicht, dass die Polizei ihr Verhalten gegenüber der Bevölkerung immer rechtfertigen sollte.
In Abbildung X wird deutlich, dass sich die unterschiedlichen (medialen) Berichte über die Polizei durchaus auf die Einstellungen gegenüber Polizeibeamtinnen und –beamten auswirken.
Berichte über den Umgang mit den Klimaprotesten sowie über Übergriffe und Gewalt gegen die Polizei wirken sich insgesamt eher positiv auf die Einstellung gegenüber der Polizei aus. Berichte über rechtsradikale Chatgruppen haben unter allen der abgefragten Faktoren den stärksten negativen Einfluss.
Es zeigt sich, dass eigene persönliche Erfahrungen für 60 % der befragten Personen keinen Einfluss auf die Einstellungen gegenüber Polizeikräften haben. Für jeweils zwei von zehn Personen führt der Kontakt zu einer Verschlechterung bzw. Verbesserung der Einstellung. Wird die Teilgruppe der Personen, welche in den vergangenen zwölf Monate – sowohl innerhalb als auch außerhalb Baden-Württembergs – Kontakt zur Polizei hatten, zeigt sich, dass dieser Kontakt bei ¼ der Personen zu einer Verschlechterung und bei 29 % der Personen zu einer Verbesserung der Einstellung gegenüber der Polizei führte. Bei etwas weniger als der Hälfte (46 %) dieser Befragten haben persönliche Erfahrungen keine Veränderung herbeigeführt.
Die Gehorsamkeitspflicht ist generell eher stark ausgeprägt, mit Mittelwerten zwischen 5.97 und 6.66. Die Mehrzahl der befragten Personen sehen es als ihre Pflicht, die Entscheidungen der Polizei zu akzeptieren bzw. den Anweisungen Folge zu leisten, auch wenn sie diese nicht verstehen bzw. mit diesen nicht einverstanden sind. Etwas weniger, aber immernoch mehr als die Hälfte, sehen es als ihre Pflicht, den Anweisungen folge zu leisten, auch wenn sie die Behandlung durch die Polizei nicht gut finden. Lediglich 5,4 – 7,9 % der Befragten geben an die abgefragten Verhaltensweisen gar nicht als ihre Pflicht zu erachten. Demgegenüber sehen es 13.7 – 18.7 % als voll und ganz ihre Pflicht an. Hier wird erneut deutlich, dass die Bevölkerung einen hohen Anspruch an die Polizei hat und von dieser auch Transparenz und Fairness einfordert. Um eine erfolgreiche Interaktion zwischen der Bevölkerung und der Polizei zu gewährleisten gilt es diese Aspekte in der Interaktion zu berücksichtigen.
Letzter Polizeikontakt
Insgesamt gibt 1/3 der Befragten an, innerhalb der vergangenen 12 Monaten einen Polizeikontakt gehabt zu haben. Davon fand ein Großteil innerhalb Baden-Württembergs statt. Knapp 5 % innerhalb Deutschlands und 1 % im Ausland. In den folgenden Analysen werden die Polizeikontakte berücksichtigt, welche in Baden-Württemberg stattgefunden haben.
Es zeigt sich, dass für fast jede Dritte Person der Polizeikontakt im Kontext der Meldung einer Straftat oder Ordnungwidrigkeit stattfindet, was den größten Teil an Polizeikontakten ausmacht. Circa eine von zehn Personen gibt an, dass sie Auskunft oder Hilfe gesucht bzw. einen Verkehrsunfall hatte in welchem der Polizeikontakt stattfand. Demnach kann angenommen werden, dass mehr als die Hälfte der Befragten den Polizeikontakt eigeninitiativ eingeleitet hat. Weitere 10 % geben an der Polizei Hinweise gegeben zu haben. Von der Polizei kontrolliert wurden 11 % der Befragten, wobei diese Form des Kontaktes von der Polizei initiiert wird. Auf Basis der vorliegenden Daten kann allerdings nicht unterschieden werden in welchem Kontext die Polizeikontrolle stattgefunden hat.
Auch wenn die Befragung anonym stattgefunden hat, kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Polizeikontrolle aus Gründen der sozialen Erwünschtheit weniger häufig angegeben wird als andere Formen des Polizeikontaktes.
Grafik XX zeigt, dass die Zufriedenheit mit dem letzten Polizeikontakt generell sehr hoch ist. ¾ der Personen, welche in den letzten 12 Monaten einen Polizeikontakt hatten geben an, dass sie mit diesem zumindest eher zufrieden waren.
Im Rahmen ihres letzten Polizeikontaktes nehmen die Befragten sowohl eine hohe prozessuale als auch distributive Fairness wahr. Mehr als 85 % der Personen geben an, auf (eher) verständliche, hilfsbereite und kompetente Polizeikräfte gestoßen zu sein. Zudem verliefen die Kontakte für mehr als 70 % (eher) transparent und mehr als 80 % hatten (eher) das Gefühl, dass sich die Polizei ausreichend Zeit für sie genommen hat. Etwas mehr als die Hälfte haben sich zudem über den weiteren Verlauf und etwaige Angebote und Möglichkeiten (eher) informiert gefühlt. Weniger als 10 % fühlten sich (eher) unfair behandelt. Maximal 1/3 nehmen zumindest eher eine mangelnde Effizienz der Polizeiarbeit wahr. Sei es im Sinne einer zu langsamen oder wenig umfangreichen Reaktion oder einer generellen Überlastung.
Die Einzelitems konnten zu drei Skalen zusammengefasst werden (Abb. XX) welche im Folgenden auf Gruppenunterschiede verglichen werden.